Die finnische Reederei Viking Line hat mit der neuen „Viking Glory“ wieder einmal ein Zeichen für mehr Umweltfreundlichkeit gesetzt. Bis zu 10 Prozent weniger Energie soll das Schiff dank Climeon brauchen.
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Viking Line und Climeon verbessern die Energieeffizienz
Bei Viking Line will man dafür sorgen, dass dem Ruf nach mehr Green Power in der Schifffahrt Genüge getan wird. Wie auch schon bei der „Viking Grace“, die 2013 in Dienst gestellt wurde, arbeitete man in der Entwicklung mit dem schwedischen Unternehmen Climeon zusammen. Dieses brachte einige Innovationen auf den Weg, die für die „Viking Glory“ noch einmal verbessert wurden. Umgesetzt wurden die Entwicklungen in der Xiamen-Werft „Shipbuilding Industry“ in China.
“Viking Glory“ wird mit Climeon zum klimafreundlichsten Schiff der Welt
Die neuen Zahlen und Daten zur „Viking Glory“ lesen sich hervorragend:
- 255,55 m lang
- 35 m breit
- RoPax-Fähre (Kombination aus Passagier- und Fährschiff)
- 13 Decks
- 922 Kabinen
- bis zu 2800 Gäste möglich
- 1500 Spurmeter
- Platz für 300 Pkw oder 90 Lkw
Damit allein lässt sich freilich keine Aussage darüber treffen, wie umweltfreundlich die vermutlich 2022 in Dienst gestellte „Viking Glory“ sein wird. Doch angesichts der News, die bisher von der Viking Line Company zu lesen sind, wird das neue Schiff nicht nur mit Größenangaben punkten, sondern vor allem mit dem Energy Recycling aus dem Hause Climeon.
Climeon hat dafür eigens sein Heat Power System eingesetzt, welches sich bereits auf der „Viking Grace“ beweisen konnte. Es nutzt die Abwärme der Motoren, um diese in Strom zu verwandeln. Die Motoren werden mit einem Fluid, das dem Kühlwasser zugesetzt wurde, umspült und neben deren Abwärme auf. Das Fluid verdampft schon bei niedrigen Siedetemperaturen, die Entspannung der Dämpfe erfolgt in Dampfturbinen.
Danach sieht das Heat Power System den weiteren Weg der entspannten Dämpfe in den Generatoren vor, diese setzen die Energie in Strom um. Davon wiederum wird den aktuellen News der Viking Line Company entsprechend so viel produziert, dass rund 40 Prozent des für den Passagierbetrieb nötigen Stroms selbst hergestellt werden können. Der Energieverbrauch wird somit deutlich reduziert.
Doch nicht nur Climeon trägt mit dem Heat Power sowie dem Energy Recycling System dazu bei, dass die „Viking Glory“ eine Auszeichnung als umweltfreundlichstes Schiff der Welt bekommen und damit ihre kleine Schwester „Viking Grace“ ablösen wird.
Neben Climeon hat auch Wärtsilä mit dem 31DF-Zweistoffmotor dazu beigetragen, die Energieeffizienz deutlich zu erhöhen. Es handelt sich zwar nicht um Energy Recycling, doch die eingesetzte Energie wird nur sparsam beansprucht. Die Motoren arbeiten mit der höchstmöglichen Zylinderleistung von 500 kW pro Zylinder und gehören zu den sparsamsten Motoren in der Ship Industry.
Insgesamt sechs dieser Motoren sind bei der „Viking Glory“ verbaut worden. Zudem fährt das Schiff mit Flüssigerdgas und ist schon aus diesem Grund besonders klimafreundlich.
Für die Lagerung des Erdgases müssen Temperaturen von unter 160 °C vorhanden sein, damit das Gas in einem flüssigen Zustand bleibt. Die dabei anfallende Abfallkälte wird zum Betrieb von Kühlräumen und Kühltheken eingesetzt, sodass auch hier von einem Energy Recycling gesprochen werden kann.
Die Azipod-Propellersysteme von ABB Marine sorgen für eine Geschwindigkeit des Schiffs von bis zu 22 Knoten und sind mit drei Bugstrahlern für eine optimale Manövrierfähigkeit verbunden. Zudem besitzt das Schiff eine neue Form im Unterwasserbereich, damit reduziert sich der Reibungswiderstand des Wassers gegenüber anderen Schiffen mit Wellenantrieb und konventioneller Ruderanlage. Bis zu acht Prozent geringer soll der Wasserwiderstand sein, was natürlich für einen deutlich geringeren Energiebedarf sorgt.
Ship Industry: So wenig CO2-Emissionen wie möglich (Video)
Dank Climeon ist der Einsatz des Wärmekraftmoduls an Bord der „Viking Glory“ bereits jetzt ein voller Erfolg.
Rund 10 Prozent weniger Energie als bei der „Viking Grace“ sollen verbraucht werden und das, obwohl schon dieses Schiff als besonders sparsam galt und die Auszeichnung als umweltfreundliches Schiff erhielt.
Doch das Streben um mehr Nachhaltigkeit im Seeverkehr geht weiter und nicht nur der Verbrauch an Treibstoff soll so weit wie möglich eingeschränkt werden. Auch die CO2-Emissionen sollen möglichst niedrig sein und auch hier punktet die „Viking Glory“. Bis zu 4.000 Tonnen CO2 sollen es pro Jahr weniger sein!
Video: Viking Gloryn vesillelasku-live
Climeon: Weniger CO2 auch bei MSC Cruises
Das schwedische Unternehmen Climeon arbeitet den News der Branche zufolge auch mit MSC Cruises zusammen, die in 2021 die „MSC Seashore“ und die „MSC Virtuosa“ in Dienst stellen wollen.
Bei den Entwicklungen der Schiffe war das Climeon Energy Recycling bzw. das Heat Power System wieder einmal Vorbild und auch bei MSC ist man bestrebt, so viel CO2 wie möglich einzusparen.
Um das zu erreichen, arbeitet MSC mit verschiedenen Partnern zusammen:
- Climeon
- World Maritime University Malmö
- Wärtsilä
- Silverstream Technologies
- Climeon
- Cargill
- HASYTEC
- Deltamarin
- Lloyds Register
- BAR Technologies
Die Zusammenarbeit erfolgt im Rahmen eines EU-Projekts mit der finnischen Universität Vasaa. Das CHEK-Projekt wird aus Mitteln der EU finanziert bzw. erhält entsprechende Fördermittel, um neue Antriebe (Wasserstoff), Möglichkeiten zum Ultraschall-Antifouling und neue Systeme für den Umfang mit Abfällen zu erforschen. Einige Ergebnisse dieser Forschungen werden sicherlich auf der „MSC World Europa“, die in 2022 in Dienst gestellt werden soll, umgesetzt werden.
Video: Climeon & Viking Line
Antrieb mit Wind möglich?
Die Überlegungen der Viking Line Company gingen noch weiter und es gab entsprechende Forschungen, nach denen die RoPax-Schiffe künftig mit Wind angetrieben werden sollten. Doch auch wenn die “Viking Glory“ für einen nachhaltigen Seeverkehr steht, werden entsprechende Konzepte nicht umgesetzt werden.
Auf der „Viking Grace“ wurden Rotorsegel von Norsepower nachgerüstet, die 24 m hoch und 4 m im Durchmesser waren. Damit sollte es möglich sein, noch einmal rund 300 Tonnen Brennstoff zu sparen und den CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren. Das stellte sich aber als nicht rentabel heraus und so wird die „Viking Glory“ nicht mit Wind fahren.