Am 30. April 2018 verschmolz die Frankfurt Trust auf die ODDO BHF Asset Management. Das blieb nicht ohne Folgen. Als die Verschmelzung von Frankfurt Trust mit ODDO BHF Asset Management bekannt gegeben wurde, war abzusehen, dass der bis dahin etablierte Asset Manager vom Markt verschwinden würde.
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Frankfurt Trust: Eine lange Geschichte
Durch das Verschmelzen von Frankfurt Trust auf das ODDO BHF Asset Management verschwand ein wichtiger Spieler vom Markt und ist seit Ende April 2018 Geschichte. Wer erinnert sich heute noch an die zahlreichen Vorgänge, die sich in der Geschichte dieser Vermögensverwaltung abgespielt haben? Einst begann alles unter dem Namen Frankfurter Investment Trust Gesellschaft. Doch Dr. Curt-Berger und Dr. Wendt, ihres Zeichens nach Geschäftsführer des neu gegründeten Unternehmens, empfanden den Namen als nicht passend, als zu unbequem und sperrig. Sie wandelten ihn in Frankfurt Trust um, in einen Namen, der sich bis zur Fusion gehalten hat.
Frankfurt Trust wurde am 11. September 1969 gegründet, am 4. Dezember nahm die Tochtergesellschaft der Berliner Handelsgesellschaft und der Frankfurter Bank ihre Geschäftstätigkeit auf. Dabei stand Frankfurt Trust schon damals vor großen Herausforderungen, denn gleich zu Beginn der 1970er Jahre kam es zur ersten Ölkrise, in der sich die Börse nur schwach entwickelte. Welches Vermögen sollte da wachsen?
Dennoch konnte sich das Unternehmen entwickeln und meisterte auch den IOS-Skandal, der den gesamten Absatz an Fonds stark belastete. Dabei waren zu dieser Zeit ausländische Fonds noch nicht reguliert, was sich so manche Vermögensverwaltung zunutze machte. Doch trotz all der Widrigkeiten und erschwerenden Umstände schaffte es Frankfurt Trust immer wieder, den Kopf oben zu behalten.
Die wechselvolle Geschichte mündete dann in 2018 in der Eingliederung von Frankfurt Trust in die ODDO BHF Asset Management GmbH, mit der ein wichtiger Spieler vom Markt verschwand, gleichzeitig aber neu geboren wurde.
Video: Skylounge Talk bei Frankfurt Trust mit Thierry Misamer und Tilo Wannow
Frankfurt Trust: Ein Unternehmen verschwindet und tritt gestärkt wieder auf
Natürlich handelt es sich nicht mehr um das gleiche Unternehmen, doch angesichts der Tatsache, dass Frankfurt Trust zwar mit ODDO BHF verschmilzt, dennoch aber die gleichen Mitarbeiter und folglich das bisherige Know-how weiterführt, ist ein neuer Player auf dem Markt erschienen. Stärker und gewichtiger als je zuvor, lediglich unter einem anderen Namen. Zumindest möchte dies die Geschäftsführung so verstanden wissen. Das Vermögen bzw. das Fondsvolumen der ODDO BHF Gruppe besteht aus rund 61 Milliarden Euro.
Eine hübsche Summe, die sich auf die ODDO BHF in Deutschland sowie auf ODDO BHF SAS in Frankreich verteilt. Damit ist Frankfurt Trust ein Teil der nach eigenen Angaben drittgrößten Vermögensverwaltung innerhalb Europas geworden. Auf die konsolidierte Basis entfallen etwa 70 Prozent des gesamten verwalteten Vermögens auf die institutionellen Kunden. Die übrigen 30 Prozent entfallen Angaben zufolge auf die Vertriebspartner der Gruppe.
Dabei sieht die ODDO Gruppe umfassende Möglichkeiten für den deutschen Markt und bestätigt mit der Übernahme von Frankfurt Trust das eigene Engagement. Es gehe nach Angaben der Geschäftsführung nicht darum, dass ein Konkurrent verschwindet, sondern dass er mit der eigenen Gruppe verschmilzt.
Laien mögen kritisch sein und nicht zwingend den großen Unterschied darin sehen, doch Fakt ist, dass das Verschmelzen mit der ODDO Gruppe dazu beitragen soll, dass die vorhandenen Kompetenzen gebündelt werden. Es geht dabei um alle Bereiche, und zwar um die Anleihen, um Asset Allocation und um Aktien. Alle sollen sie weiterentwickelt werden und natürlich erhalten bleiben, sofern sie bereits vorhanden sind. Die bisher beschäftigten etwa 300 Mitarbeiter sind immer noch für Frankfurt Trust bzw. für ODDO tätig.
Insgesamt sind nun drei Investmentzentren vorhanden, darüber hinaus weitere Standorte für die Gruppe:
- Paris
- Düsseldorf
- Frankfurt am Main
- weitere Standorte sind Luxemburg, Stockholm, Genf, Madrid und Mailand
Transparent verwalten: Frankfurt Trust setzt mit ODDO auf neue Anlagestrategien
Die Finanzwelt ist immer wieder voll von neuen Ideen und Strategien. So auch die ODDO AM, die ihren Kunden ein breites Spektrum an verschiedenen Lösungen und Strategien bietet.
Professionell kümmert man sich hier um die Anlagelösungen, die das Vermögen der Kunden wachsen lassen sollen:
- Europäische Unternehmensanleihen
- Alpha-orientierte Aktienportfolios
- Einzelwertauswahl und Multi-Faktor-Expertise
- Private Equity
- Multi-Asset-Lösungen
- Long-/Short-Portfolios
- Total-Return Portfolios
Frankfurt Trust und nun ODDO berücksichtigen dabei immer stärker ESG-Kriterien. Dabei handelt es sich um Kriterien zur Nachhaltigkeit, die transparent und professionell angegangen werden müssen. Im Einzelnen betreffen diese die Bereiche Environment, Social und Governance, was so viel wie Umwelt, Soziales und eine verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung bedeutet.
Vor allem Großanleger achten verstärkt darauf, dass die ESG-Kriterien durch die Asset Manager eingehalten werden. Zu den Großanlegern, die bei ODDO gelistet sind, gehören unter anderem Versicherungen, Pensionskassen und Sparkassen sowie weitere große Institutionen. Zu den 30 Prozent der kleineren Anleger zählen Vertriebspartner ebenso wie die Privatbanken.
Erst Frankfurt Trust und nun ODDO: Beide setzen bzw. setzten auf eine Vertiefung der guten Beziehungen zu institutionellen Kunden. Durch die Verschmelzung der beiden Asset Manager sollte ein deutsch-französisches Modell entstehen, ein Unternehmen, das als Marke wahrgenommen wird. Die Produktpalette, die hier geboten wird, soll einzigartig sein, Kunden sollen ein umfassendes und breit angelegtes Know-how genießen können. Gleichzeitig sollen sich die angebotenen Produkte untereinander kombinieren lassen, wodurch wieder neue Portfolios entstehen und mehr institutionelle Kunden profitieren können.
In dieser Richtung äußerte sich bereits im vergangenen Jahr Nicolas Chaput, der Global CEO von ODDO BHF Asset Management. Karl Stäcker, der ein Mitglied der Geschäftsführung von ODDO ist und vormals CEO von Frankfurt Trust war, beschreibt das Ziel der Fusion darin, dass Kunden nun einen langfristigen Partner an die Seite bekommen, der sich auf sehr hochwertige Asset Management Leistungen konzentriert und der darüber seine eigene Positionierung stärkt. Dies war Frankfurt Trust in dieser Form vormals scheinbar nicht möglich.
Video: Skylounge Talk bei Frankfurt Trust mit Dr. Manfred Schlumberger
Frankfurt Trust: Vieles bleibt gleich, manches ändert sich
Frankfurt Trust will auch weiterhin als hochwertiger Partner wahrgenommen werden, auch wenn sich der Name, unter dem die Mitarbeiter nun agieren, geändert hat. Doch mit der ODDO BHF Gruppe ist ein leistungsstarker Partner an die Seite von Frankfurt Trust getreten, der selbst mehr als 150 Jahre Erfahrung vorzuweisen hat.
Vor allem die Bereiche Research, Kundenbetreuung und Informationstechnologie sollen nun weiter ausgebaut werden, sodass noch individueller und professioneller auf die Wünsche und Anlagemöglichkeiten der Kunden eingegangen werden kann. Es geht nun darum, innovative Lösungen zu finden, die sich individuell nach den institutionellen Kunden richten.
Die Teams und Berater sollen vor allem schnell und flexibel reagieren, ein Anspruch, den ODDO schon seit jeher an seine eigene Arbeit hegt. Generell steht hier die Partnerschaft im Vordergrund, sei es mit den Kunden oder nun mit Frankfurt Trust. Das langfristig hohe Engagement der Gruppe zeigt sich auch darin, dass die Gewinne hohe Zahlen aufweisen, wie die Pressemitteilung zur Übernahme im letzten Jahr bestätigte.
Hier war die Rede von Nettoerlösen in 2017 in Höhe von 591 Millionen Euro. Das konsolidierte Eigenkapital, das die ODDO Gruppe zu verzeichnen hatte, lag am 31. Dezember 2017 bei 844 Millionen Euro. Rund 60 Prozent des Kapitals werden von der Familie ODDO gehalten, etwa 30 Prozent liegen bei den Mitarbeitern. Auch für die nun neu angebrochene Zeit mit Frankfurt Trust werden hohe Gewinne erwartet, gleichzeitig wird es darum gehen, das partnerschaftliche Verhältnis sowohl zu den Mitarbeitern als auch zu Kunden aufrechtzuerhalten.
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